Zu Besuch auf der Strohbaustelle

 

Ein Haus aus Stroh – im Märchen von den drei kleinen Schweinchen war das keine gute Idee. Der Wolf hat es einfach umgepustet. In Wirklichkeit hat sich Stroh als Baustoff längst bewährt.

 

Im Herbst 2021 besuchten Geschäftsführer Jonathan Gröne, Architekt Andreas Unger und Bauingenieurin Caroline Heising eine Strohbaustelle der Firma Lorenz bei Koblenz. Von der Bodenplatte bis zum Dach gibt es hier nur strohgedämmte Wände.

Der erste Eindruck war für das Team von Gröne Architektur ein sehr angenehmer. „Normalerweise riecht es auf Baustellen nach feuchtem Putz, Beton und Ziegelstaub“, sagt Caroline Heising. „Diese Baustelle duftete nach Stroh und Holz und vermittelte schon dadurch ein Gefühl von Wärme.“

Der Bauherr wollte aus ökologischen Gründen ganz auf Beton und Estrich verzichten. Statt eines herkömmlichen Fundamtens wurden Holzbalken auf Erdnägeln aus Stahl verlegt. Als Boden wurden darauf Lorenz-Module aus Holz und Stroh verlegt.

Dabei handelt es sich um vorgefertigte Einheiten, die vor Ort verbaut werden. In maßgefertigte Rahmen aus Holz wird Stroh gepresst, das später mit Lehmputz versehen von einer normalen Wand kaum zu unterscheiden ist. Das Stroh gilt dabei strenggenommen als Dämmstoff und ist baurechtlich für eingeschossige Wohngebäude mittlerweile auch entsprechend zugelassen.

Weil das nachwachsende Material in großen Mengen zur Verfügung steht, die in der Landwirtschaft nicht komplett verbraucht werden, ist Stroh eine ebenso ökologische wie nachhaltige Alternative zu konventionellen Baustoffen. Im Gegensatz zu den üblichen Wärmedämmverbundsystemen fällt zudem kein Sondermüll an. „Üblich sind Styroporplatten, die verputzt werden“, erklärt Caroline. „Da das nicht voneinander zu trennen ist, handelt es sich um Sondermüll, der entsprechend deponiert werden muss.“ Recycling Fehlanzeige, im Gegensatz zu den kompostierbaren Halmen.

In Verbindung mit Lehm wirkt sich Stroh positiv auf das Raumklima aus. Wegen der hohen Diffusionsoffenheit der Materialien reguliert sich das Raumklima auf natürliche Weise. Das Haus atmet, auch Feuchtigkeit wird abgeleitet. „In gesundheitlicher Hinsicht hat das riesige Vorteile“, sagt Caroline. „Moderne Häuser werden ansonsten immer dichter. Überspitzt gesagt lebt man in einer Plastiktüte und atmet durch einen Strohhalm.“

Die Module selbst werden mit einem Kran an den vorgeplanten Platz gehievt und miteinander verschraubt. Hier sind eher Zimmerleute als Maurer gefragt. Innerhalb weniger Tage stehen die Wände. Während innen auf einem Träger wie Schilfrohr reiner Lehmputz aufgebracht wird, ist außen wegen der höheren Wetterbeständigkeit ein Kalkputz notwendig. Alternativ dazu kann auch ein konstruktiver Wetterschutz angebracht werden, etwa mittels Holzweichfaserplatten mit Kreuzlattung und Holzverkleidung.

Der Ausflug von Delbrück ins 300 Kilometer entfernte Koblenz hat dem Team von Gröne Architektur viele praktische Fragen beantwortet. Caroline: „Wir planen gerade unser erstes Strohhaus in Modulbauweise und wollten wissen, wie das funktioniert.“ Ein bisschen wie beim Legobauen. „Hinstellen und festschrauben“. Das klappt deshalb so gut, weil die Module in verschiedenen Maßen hergestellt werden. „Innerhalb gewisser Grenzen, konstant bleibt mit 36 Zentimetern nur die Wandstärke.“

Dem ersten Projekt in dieser umweltfreundlichen Bauweise sieht das Team von Gröne Architektur ebenso neugierig wie gelassen entgegen. „Wir freuen uns darauf, dieses Vorhaben gemeinsam mit den Bauherren zu realisieren“, sagt Geschäftsführer Jonathan Gröne. Es gilt, Erfahrungen zu sammeln, denn obwohl es mittlerweile viele gelungene Strohbauten gibt, steckt die Technik an vielen Stellen noch in den Kinderschuhen.  Jonathan Gröne: „Wir sind optimistisch, dass sie sich weiterverbreitet und so auch einen Beitrag zum Klimaschutz leistet.“   

 

 

 

 

 

 

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