Aus- und Umbau einer Industriehalle zu Büroflächen
Unsere Erfahrung mit historischen Gebäuden hat uns gelehrt, vorhandene Strukturen freizulegen und für jede Ecke individuelle Lösungen zu entwickeln – anstelle eines durchgehenden, homogenen Planungskonzepts. Bei diesem Industrieobjekt ohne Vergangenheit wurde die funktionale Struktur des jungen Bestands selbst zum Thema gemacht – und mit neuen Materialien in eine eigenständige Architektursprache übersetzt.
Die tragenden Stahlbetonelemente sowie die offenen Rohr- und Kabelführungen unter der Decke wurden freigelegt und bewusst als gestalterische Elemente inszeniert. Die Fertigbetonteilwände des Treppenhauses wurden nicht verkleidet, sondern lediglich geschliffen – selbst die vermeintlich „unfertige“ Einfüllseite wurde belassen und durch punktuelle Beleuchtung in ihrer Tiefenstruktur betont. So entstand ein Unikat mit rauem Charakter.
Der Blickfang des Projekts ist der mit Aluminium-Paneelen verkleidete Besprechungsraum, der bis zu fünf Meter aus der Fassade herausragt und bereits von weitem ins Auge fällt. Auch im Inneren setzt dieser „Raum im Raum“ ein klares Zeichen: Er bricht bewusst mit der Grundstruktur des Gebäudes. Das dafür notwendige Stahltragwerk bleibt sichtbar – sowohl in den Wänden als auch im Boden – und verleiht dem Raum eine eigene Ausstrahlung und Ausrichtung.
Die Grundrissstruktur folgt nicht dem klassischen Büroschema. Stattdessen schafft eine offene Raumfolge vielfältig nutzbare Aufenthalts- und Kommunikationsbereiche. Eine moderne Interpretation der Fachwerkwand zoniert diese Bereiche: Verglaste Gefache ermöglichen Durchblicke und fördern die Kommunikation. Die Wände sind bewusst schräg zur Außenfassade gestellt, wodurch jeder Büroraum eine eigene Identität erhält. Gleichzeitig wird die mäandernde Raumfolge subtil gegliedert, ohne dass der Zusammenhalt des Ganzen verloren geht.