Rossmühle S
Von der Mühle zum Wohnhaus
Der Hof blickt auf eine lange und bemerkenswert gut dokumentierte Historie zurück. So wird der Hof erstmals 1462 in einer Abgabeliste des Paderborner Domkapitel genannt.
Die Familie besitzt eine ausgesprochen hohe Wertschätzung und ein gutes Gespür für die historische Bausubstanz auf Ihrem Hof. Dies merkt man als Besucher sofort, spätestens aber bei dem Anblick des liebevoll und mit viel Eigenleistung in den 1970er Jahren restaurierten Hofspeichers. Dieser ist mit seinem Baujahr von 1577 der älteste seiner Art im Delbrücker Land.
Gleiches gilt auch für das Hofhaus, einen über 37 Meter langen Vierständer mit dem für die damalige Zeit typischen Grundriss. Das Hofensemble wird durch die historische Rossmühle komplettiert, welche im Jahr 1818 erbaut wurde. Den ursprünglichen Zweck der Mühle erfüllt das Gebäude schon länger nicht mehr. Die entsprechenden Gerätschaften (z.B. der Mühlstein) wurden bereits vor langer Zeit entfernt. Seither hat das Gebäude in seiner Geschichte einige Nutzungsänderungen „durchlebt“. So wurde es zwischenzeitig zum Viehstall umfunktioniert und seit Mitte des letzten Jahrhunderts als Lagerraum bzw. Scheune genutzt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam es zu einer großen baulichen Maßnahme, bei der das Gebäude um vier Fachwerkfelder verlängert wurde.
Der Wunsch der Bauherrn bestand nun darin, das Gebäude einer neuen sinnvollen Nutzung, der des Wohnens, zuzuführen. Mit viel Liebe zum Detail und Eigenleistung wurde pünktlich zum 200. Geburtstag des Hauses Weihnachten 2018 der Einzug gefeiert.
Der Entwurf zielt darauf ab, die oben beschriebene Historie der Mühle trotz der angestrebten Nutzungsänderung zum Wohnen weiter ablesbar zu lassen und den Charakter des Gebäudes nicht zu verfremden. Dazu haben wir uns entschlossen, nicht das komplette Volumen auszubauen, welches vom Gebäude vorgegeben wird. Stattdessen wurden bestimmte Räume wieder aus der Dämmhülle herausgezogen, um hier den ursprünglichen Charakter der Mühle zu zeigen und zu erhalten. Im Eingangsbereich hinter dem Scheunentor enstand so eine große einladende Deele, in welcher Fachwerkwand und Dach in ihrem ursprünglichen, unberührten Zustand sichtbar bleiben.
Der Übergang zwischen dieser Deele und dem neu geschaffenen, dahinter liegenden Wohnraum wird durch ein großzügiges Glaselement sehr offen gehalten. So bleibt der Blick vom neuen, modernen Wohn- und Essbereich auf die historische Bausubstanz erhalten. Den neu entstandene Wohnraum bilden fließende Räume mit großzügigen Lufträumen. Hierdurch wird die Raumwirkung der Scheune auch in diesem Bereich erhalten.
Neue Fenster und Türen entstanden ausschließlich in Bereichen von Bestandstür- oder Fensteröffnungen. Die neuen Fenstertüren liegen dann in der Ebene der neuen Innendämmung. So bleibt das Erscheinungsbild der Öffnungen erhalten.